Kunst im Strafvollzug: Fotografieprojekt mit Studierenden zeigt Perspektiven aus der JVA
Drei Studierende der Visuellen Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar hatten im Wintersemester 2024/25 die seltene Gelegenheit, sechs inhaftierte Frauen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Chemnitz zu treffen, kennenzulernen und gemeinsam ein Fotoprojekt zu verwirklichen. Die entstandenen Arbeiten sind ab Freitag, 13. Juni 2025, an der Außenmauer der Justizvollzugsanstalt (JVA) Chemnitz in einer Outdoor-Ausstellung zu sehen.
Ein Gefängnis ist ein für die Öffentlichkeit nicht zugänglicher Raum und bietet gerade deshalb Anlass für viele Projektionen, Spekulationen und Zuschreibungen. Ist es möglich, Einblicke in das Leben und Arbeiten inhaftierter Frauen zu geben, ohne in Empörung, Sensationslust oder Voyeurismus zu verfallen? Was passiert, wenn Studierende und Insassinnen gemeinsam Bilder erschaffen?
In diesem ungewöhnlichen Kooperationsprojekt trafen die Fotografie-Studierenden Tarek, Luisa und Marleen auf Anis, Moni, Chrisi, Art, Löckchen und Pop, die derzeit in der JVA Chemnitz einsitzen. In respektvollem Miteinander entstand eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Gefängnisalltag, ohne diesen zu illustrieren oder vereinfacht wiederzugeben. Statt dokumentarischer Abbilder oder voyeuristischer Zurschaustellung sind Arbeiten entstanden, die Fragen aufwerfen, statt Antworten zu liefern. Sie eröffnen Perspektiven auf das alltägliche Leben in der JVA und lenken den Blick auf das Spannungsfeld zwischen Außen- und Innenwelt.
Tarek Rishmawi zeigt mit seinen Bildern eine Perspektive auf die Arbeits- und Produktionsstätten der JVA. Die Bildkompositionen fordern zum längeren Betrachten auf, denn es wird nicht auf den ersten Blick sichtbar, welche Gewerke abgebildet sind. Luisa Hörning bedient sich gemeinsam mit den Insassinnen alltäglicher Gegenstände und macht das scheinbar Gewöhnliche zum Bildmotiv. Sie ordnet persönliche Dinge zu Stillleben an und portraitiert dadurch die Frauen, ohne deren Gesichter zu zeigen. Marleen Kölmel dagegen näherte sich dem Gelände und den Gebäuden der JVA durch die Kulturtechnik des Flanierens. Entstanden ist eine konzeptuelle Arbeit, die die Fotografien dadurch verbindet, dass ein bestimmtes Motiv in allen Bildern wiederkehrt.
Die 3,50 Meter mal 2,50 Meter großen Fotografien werden ab Freitag, 13. Juni 2025, an den Außenmauern der JVA Chemnitz gezeigt. Dieser Teil der Ausstellung ist beim Gang um das Gelände frei zugänglich. Ein weiterer Teil, dann auch mit Bildern in kleinerer Dimension, ist im alten Speisesaal der JVA zu sehen. Am »Tag der offenen Tür« in der Justizvollzuganstalt im Herbst 2025 haben Gäste die einmalige Gelegenheit, beide Ausstellung zu besuchen.
»Durch Fotografie keine Einsichten«
13. Juni bis 30. September 2025
Vernissage:
Freitag, 13. Juni 2025, 10 Uhr
Am Eingang der JVA
Grußwort vom Abteilungsleiter für den Justizvollzug, Ministerialdirigent Jörn Goeckenjan
Begrüßung durch Jürgen Frank, leitender Regierungsdirektor
anschließende Einführung von Pio Rahner, Bauhaus-Universität Weimar
Ausstellungsort:
Justizvollzugsanstalt Chemnitz
Thalheimer Straße 29
09125 Chemnitz
Projektbeteiligte:
Anis, Moni, Chrisi, Art, Löckchen, Pop
Mit Fotografien von:
Luisa Hörning, Marleen Kölmel, Tarek Rishmawi
Projektleitung:
Susanne Koch (Kunsttherapeutin, JVA Chemnitz)
Pio Rahner (Künstlerischer Mitarbeiter, Professur »Fotografie«, Bauhaus-Universität Weimar)
Die Ausstellung kann selbstständig mit einem Gang um die Mauer besichtigt werden.
Das Projekt wird unterstützt durch das Justizministerium des Freistaates Sachsen, die Justizvollzugsanstalt Chemnitz und den Förderfonds »Lehr-Ideen« der Bauhaus-Universität Weimar. Ein Kooperationsprojekt mit Inhaftierten der JVA Chemnitz und Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar mit großzügiger Unterstützung der Mitarbeitenden der JVA Chemnitz.
Für Rückfragen steht Ihnen gern Pio Rahner, Künstlerischer Mitarbeiter an der Professur »Fotografie«, telefonisch unter +49 / 179 / 748 02 80 oder per E-Mail an pio.rahner[at]uni-weimar.de zur Verfügung.